Pojana. Stationen einer Wanderung

Orpheus, Zürich 1976
Ein Mann zwischen zwei faszinierenden Frauen, geschildert mit subtilen Mitteln.
Ich werde wandern. Berge sind die Mutterbrüste der Erde, an denen unsere Sinne noch hängen, denen wir wie Ammen unsere erste Begegnung mit dem Meer verdanken, das allem zu Grunde liegt. Mir geht es so. Ich bin unendlich dankbar. Ich möchte Stunden, Tage, Wochen ausziehen und der Mutter entgegen gehen. Ich muss ihr doch einmal begegnen!
Oben über den Tälern geht die frohe Fahne des Sturms. Und im Innern des Berges liegt der Kristallschatz, unseren Augen unerhört verborgen. Die Kluft zwischen mir und der Mutter vielleicht zu erqueren? Vielleicht geht dann an einem glatten Baumstamm im Wald die Sonne hoch und steht still wie die Eichhörnchen im Schlupf.
Ich möchte die Stimmen für mich aufzeichnen, die Stimmen der Zwerge unter mir, in meinen Schritten, zum Richtmass meiner selbst und zu meiner eigenen Bestätigung. Das wäre es.
Mein erster Schritt... Mein erster Schritt geht über trockenes Laub. Laub, worunter Kiesel liegen, bergauf, den Winden zu.
Ich muss die Wege verlassen, um jemals eine Spur meiner selbst aufzuspüren, der ich frisch folgen kann in die Winterkühle. Die Tiere unterwegs tun es auch. Ihre Gefahr, ihr Peiniger, ich, ihr Schützling! Ich gehe ihnen entgegen, wenn sie kommen, und erhebe mein Geweih zum Zeichen. Ihre Läufe trampeln im Moor und heben sich wieder hoch.
Wie manchem Wanderer hierherum gehts mir; ich spüre den Wind und bin doch von ihrem Röhren erschreckt. Wie mancher hat da nicht vergessen einzuatmen und gewann dadurch die Ahnung mit, um die er schon die ganze Zeit ging – gehen wollte. Ja, Herr Gott, dein Wald ist voller Rätsel und Leben und Lasten für kleine Erdenbürger deines Schosses.
Ausschwärmende, weite Seele! Die ihr Heil sucht im Ersticken! Höre und suche und störe die Hirsche auf zu mittag und ab und zu die Sonne!